Brigitte Mira – ein Ehrengrab in Berlin

Foto: D. Stemmlerm, Harold-Bestattungen, Berlin Westend 2020, Fürstenbrunner Weg
Ehrengrab, Fürstenbrunner Weg 65–67, in Berlin-Westend

Einige Menschen sind unsterblich. Das verdanken sie den Massenmedien. Vor der Erfindung der Fotografie und des Filmes gab es Statuen und Ölbilder von Menschen, die die Zeit überdauerten. Einige von ihnen wurden erst später berühmt und waren in ihrer eigenen Zeit wenig oder gar nicht bekannt. Ich denke an die Mona Lisa, die heute fast jeder kennt, zu Lebzeiten war das Modell aber noch kein Weltstar.

Brigitte Mira möchte ich nicht mit der Mona Lisa von Leonardo da Vinci vergleichen. Auch war sie sicher kein Weltstar. Aber in meinem eigenem Leben erinnere ich mich gerne an die Schauspielerin, die in diesem Jahr ihren 110 Geburtstag gefeiert hätte. Für mich bleibt sie unsterblich. Ich gehöre zu den Menschen, die sich Stimmen merken können. In meinem Kopf kann ich bei Erwähnung des Namens Mira sofort ihre Stimme und ihre Art zu sprechen reproduzieren.

Aufgewachsen mit Brigitte Mira

Ich bin sozusagen mit ihr aufgewachsen. In der beliebten Vorabendserie Drei Damen vom Grill, die von 1977 bis 1991 produziert wurde, habe ich sie gerne gesehen. Sie spielte die Oma neben ihrer Serientochter Brigitte Grothum (*1935 in Dessau) und ihrer Fernsehenkelin Gabriele Schramm (*1950 in Berlin). In der Serie traten auch die Berliner Urgesteine Harald Juhnke und Günter Pfitzmann auf. Als ich die Serie damals sah, kannte ich Berlin noch nicht. Erst heute kann ich die Drehorte einordnen: Die Standorte des Imbisses waren zuerst am Nollendorfplatz in Schöneberg (Staffeln 1–2), dann am Steubenplatz/Ecke Bolivarallee im Westend (Staffeln 3–9) und zuletzt in der Arminiushalle in Moabit (Staffeln 10–12), wo ein Imbissstand unter dem Namen der Fernsehserie bis heute betrieben wird. Letzteren Standort kenne ich zwar, aber die letzten drei dort abgedrehten Staffeln habe ich schon nicht mehr gesehen. Zu dem Zeitpunkt lebte ich bereits in Berlin und konnte es mir in der Realität anschauen. Der Bedarf nach einem virtuellen Abbild bestand nicht länger. Dennoch ist in meinem Kopf immer eine kleine Ecke geblieben, die mich an die Serie aus Berlin mit ihren Darstellern erinnerte. Bei einer Imbißbude muss ich unweigerlich auch an Brigitte Mira denken.

Grandios auch ihre Rolle als Emmi Kurowski in dem Melodram “Angst essen Seele auf” von Rainer Werner Fassbender. 1974 wird hier sehr modern und immernoch aktuell beschrieben, was passiert, wenn sich zwei Menschen aus verschiedenen Milieus ineinander verlieben. Sei es der große Altersunterschied oder die Herkunft – Mira spielt die 60jährige verwitwete Putzfrau, ihr Partner im Film soll einen 20 Jahre jüngeren Gastarbeiter aus Marroka darstellen – die gesellschaftlichen Konflikte, die sich daraus ergeben, bestehen auch im 21.Jahrhundert fort.

Friedhof Fürstenbrunner Weg – hier befindet sich das Ehrengrab von Brigitte Mira (Fotos: D. Stemmler).

Die in Hamburg geborene Mira war ungefähr der gleiche Jahrgang wie meine Oma. Daher war sie mir immer irgendwie vertraut. Wahrscheinlich hat jeder seine Promis, die ihn durchs Leben begleiten. Ob die jüngeren Generationen mir ihr etwas anfangen können?

Am 13. Oktober 2004 erlitt Mira einen Schwächeanfall, von dem sie sich nicht wieder erholte. Sie starb im Alter von 94 Jahren und wurde am 16. März 2005 auf dem Luisenfriedhof III am Fürstenbrunner Weg in Berlin-Westend beigesetzt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern der Stadt Berlin.

Steckbrief

Brigitte Mira (* 20. April 1910 in Hamburg; † 8. März 2005 in Berlin) war eine deutsche Volksschauspielerin, Kabarettistin und Chanson-Sängerin.

Was sind die Ehrengräber?

Ehrengrabstätten sind Ausdruck der Ehrung Verstorbener, die zu Lebzeiten hervorragende Leistungen mit engem Bezug zu Berlin erbracht oder sich durch ihr überragendes Lebenswerk um die Stadt verdient gemacht haben, durch das Land Berlin.

Die Grundlage bilden § 12 Abs. 6 des Gesetzes über die landeseigenen und nichtlandeseigenen Friedhöfe Berlins vom 01. November 1995 (Friedhofsgesetz) und die dazu erlassenen Ausführungsvorschriften (AV Ehrengrabstätten).

Die Anerkennung als Ehrengrabstätte erfolgt durch Senatsbeschluss frühestens fünf Jahre nach dem Tod für einen Zeitraum von zunächst 20 Jahren. Der Senat kann in besonderen Fällen anschließend die Fortdauer der Anerkennung beschließen. Besondere Regelungen gelten für Ehrenbürger.

Das zuständige Bezirksamt übernimmt die Kosten für die Grabpflege, die Instandhaltung der Ehrengrabstätte und des Grabmals sowie für die Verlängerung des Nutzungsrechts, sofern diese Kosten nicht von Angehörigen oder Dritten getragen werden.

Anregungen auf Anerkennung einer Ehrengrabstätte nimmt die Senatskanzlei entgegen.

Liste der Ehrengräber Berlin (Stand Juni 2020) als PDF.

(Quelle: berlin.de)